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Cybermobbing – unsere Kinder in Gefahr

Eine Anleitung, wie Sie Ihre Kinder in der digitalen Welt schützen

So hatte Bennett sich das mit dem Facebook nicht vorgestellt. Gerade 13 geworden, hatte seine Mutter ihm nur wiederwillig erlaubt, sich einen Facebook-Account zuzulegen. „Schließlich haben alle aus meiner Klasse schon einen, Mama.“, hatte Bennett seiner Mitter mit Hundeblick versichert. „Und außerdem benutze ich doch schon seit zwei Jahren Whats App und da ist auch noch nie was passiert.“, so der Dreizehnjährige.

Dass diese Einwilligung ihr noch zahlreiche schlaflose Nächte bescheren wird, davon ahnt Bennetts Mutter zu diesem Zeitpunkt noch nichts.

78 Prozent der 12 – 19-jährigen nutzen regelmäßig Facebook

Laut klicksafe , der EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz, nutzen rund 78 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren Facebook. Bei Whats App liegen die Zahlen noch mal deutliche höher. Das ist ja zunächst einmal nicht schlimm. Und auch wenn es einige Jugendliche sicherlich etwas übertreiben, zählt die Nutzung von sozialen Medien doch zu einer der Errungenschaften einer globalisierten Welt.

Doch dieser Fortschritt hat seine Tücken. Hemmschwellen sinken oder sind manchmal gar nicht mehr vorhanden. Es ist so schön einfach, andere über das Internet oder auszulachen oder zu verhöhnen. Selbst Menschen, die ansonsten sozial völlig angepasst sind, lassen sich in der vermeintlichen Anonymität des Word Wide Web zu Äußerungen hinreißen, die sich selten irgendwann bereuen. Und wir wissen: das Netz vergisst nicht.

Besonders betroffen sind Jugendliche, die schon vorher Zielscheibe von Spott waren

Bennett ist nicht besonders schlank, was ihm bisher eigentlich nie viel ausgemacht hat. Klar, im Sportunterricht mal der ein oder andere Spruch, aber das verkraftet er. Aber anderen Kindern und Jugendlichen geht es da oft anders. Die stecken das nicht so einfach weg.

Natürlich sind nicht nur Kinder und Jugendliche vom Cyber-Mobbing betroffen. Auch Erwachsene und Firmen haben zuweilen unter dem „Terror aus dem Netz“ zu leiden. Von einigen ganz harten Fällen abgesehen, stecken diese das aber besser weg als Kinder und Jugendliche und können auch juristisch dagegen vorgehen.

Besonders drastisch ist die Situation für Jugendliche, die auch im echten Leben schon häufiger Opfer von Hänseleien waren. Jugendliche, die anderen Jugendlichen irgendwelche Angriffsflächen bieten. Zum Beispiel die ganz ruhigen, introvertierten Junge und Mädchen genauso wie Übergewichtige, Brillenträger und rothaarige. Äußere Merkmale wie Aussehen, Style und Kleidung sind hier genauso relevant wie gewisse Verhaltensweisen oder religiöse und kulturelle Zugehörigkeiten.

Cyber Mobbing braucht keinen direkten Kontakt zum Opfer und findet schnell Unterstützer

Beim Cybermobbing können die Täter rund um die Uhr aktiv sein. Das Internet hat keine Öffnungszeiten. Und persönlichen Kontakt zum Opfer braucht es auch nicht. Die Täter finden im Internet zudem ein großes Publikum: Tausende Menschen können die Taten verfolgen, sie kommentieren oder unterstützen. Die veröffentlichten Fotos, Videos oder Textbotschaften werden durch andere Jugendliche weiterverbreitet und somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Solche Aktionen sind nicht zu steuern und unkontrollierbar. Da das Internet nichts vergisst, also selbst gelöschte Inhalte immer wieder auftauchen können, ist es möglich, dass der Betroffene noch Wochen, Monate oder manchmal Jahre – oft sind Täter und Opfer dann schon wieder versöhnt – konfrontiert wird.

Wie erkennt man erste Anzeichen von Cybermobbing?

Bennetts Mutter wunder sich. Seit rund zwei Wochen will ihr Sohn partout nicht mehr zum Fußballtraining und hat sich auch sonst ziemlich zurückgezogen. Die sonst so zahlreichen Besuche von oder bei Freunden blieben aus. Auf die Situation angesprochen reagierte Bennett wie die meisten Opfer: Verleugnung! „Du bildest dir das nur ein, Mama, mit mir ist alles ok.“, hatte er ihr entnervt entgegnet.

Erst durch das beherzte Eingreifen einer Mutter von Bennetts Mutter, konnte Schlimmeres verhindert werden. Diese kontrollierte regelmäßig nach Vereinbarung mit ihrem Sohn das Handy des 12-jährigen. Was Sie dann sah, schockte sie. Dabei war es gar nicht das Foto, das den Freund ihres Sohnes beim Popeln zeigte. Nein, es waren die Kommentare in der Facebook-App. Ein Mitschüler hat einen schwachen Moment abgepasst und Bennett heimlich beim Popeln fotografiert und das Bild zusammen mit dem Kommentar „Bennett bohrt nach Öl“ gepostet.

„Der Rest war einfach nur noch Vergleichbar mit einem Lauffeuer.“, berichtet Bennetts Mutter. Der Beitrag mit dem Foto wurde über 300 Mal geteilt und tausendfach kommentiert. Bennett war das Gespött der ganzen Schule und konnte sich nirgends blicken lassen, ohne Gekicher oder spöttische Kommentare zu empfangen. „Am schlimmsten waren die mitleidigen Blicke.“, so Bennet. „Einige waren schon auf meiner Seite, haben sich aber nicht getraut, irgendwas zu sagen.“

Wie aber schützt man sich am effektivsten gegen die Attacken im Netz?

Aber was kann man tun, wenn man selbst oder jemand aus dem Freundeskreis Opfer von Cybermobbing geworden ist? Eine effektive Strategie hat das Bündnis gegen Cybermobbing e. V. aus Karlsruhe entwickelt. Es schlägt Folgendes vor:

  • Cool bleiben. Nichts an Dich ranlassen und keine Selbstzweifel haben . Denn: Du bist okay, so wie Du bist!
  • Sperre den „Cyber-Bully”! Die meisten verantwortlichen Websites und Anbieter geben Dir die Möglichkeit, jemanden, der sich schlecht verhält, zu sperren oder zu melden. Bei schülerVZ kannst Du z.B. mit einem Klick die Funktion „Nutzer ignorieren“ aktivieren. Bei ICQ z.B. Hauptmenü > Einstellungen und Sicherheit > Liste „Ignorieren“ > Namen aus der Kontaktliste per Drag&Drop in die Liste ziehen oder Person über den Hinzufügen-Button wählen > mit Okay / Ja bestätigen.
  • Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen! Reagiere nicht auf beleidigende oder unangenehme Nachrichten, auch wenn es Dir schwer fällt. Eine Reaktion von Dir ist genau das, was der „Cyber-Bully“ will, er fühlt sich so bestätigt. Sollten die Nachrichten nicht aufhören, eröffne einen neuen E-Mail-Account.
  • Beweise sichern! Sichere Dir Kopien von unangenehmen Nachrichten, Bildern oder Online- Gesprächen z.B. durch Screenshots. Sie werden Dir helfen, anderen zu zeigen, was passiert ist und können auch dabei helfen, Deinen Peiniger zu ermitteln (z.B. an Deiner Schule, bei Deinem Mobilfunkanbieter, Deinem Internetanbieter oder sogar der Polizei).
  • Rede mit anderen darüber!! Wenn Du oder jemand, den Du kennst, im Internet oder über Handy eingeschüchtert oder schikaniert wird, musst Du damit nicht alleine umgehen.
  • Lerne Recht & Gesetz kennen! Wenn Du es nicht erlaubst, darf niemand Fotos von Dir ins Internet stellen, die Dir peinlich sein könnten. Außerdem darf Dich niemand vor anderen verspotten oder beleidigen. Wenn Cybermobbing besonders ernst ist, kann dies für den/die Täter rechtliche Konsequenzen haben.
  • Suche gezielt Verbündete und Vertrauenspersonen: Wende Dich an einen Erwachsenen, dem Du vertraust, der Dir dabei helfen kann, über den Fall am richtigen Ort zu berichten. Wende Dich an den Service-Anbieter, über den Du gemobbt wirst (Internet, Handy). Wende Dich an Deine Schule: Dein (Vertrauens-) Lehrer kann Dich unterstützen und kann die Person, die Dich mobbt, zur Rede stellen. Wende Dich an die Polizei, wenn das Cybermobbing ernst ist und ein potenziell krimineller Fall vorliegt.

Mehr über das Bündnis mit guten weiteren guten Anregungen, Ratgebern und Links gibt es auf der Homepage des Vereins.

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Über Micha

Michael Noetzelmann ist gelernter Diplom-Verwaltungswirt, Projektleiter, Entrepreneur, Freigeist und Autor. Besonders wichtig sind ihm liberale Denkansätze und die breitgefächerten Themenbereiche Erfolg und Freiheit,

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