Breaking News:
potowizard/shutterstock.com

Das getrübte Urlaubsglück

Wie der internationale Terror der Reisebranche zu schaffen macht

Die Deutschen sind Reiseweltmeister, das ist unbestritten. Die gut 81 Millionen Menschen machen etwa 70 Millionen Reisen im Jahr. Das ist weit überdurchschnittlich. Aber die Urlaubsstimmung ist getrübt.

Tunesien, Ägypten und die Türkei stehen seit vielen Jahren für schicke 4 oder 5 Sterne Hotels, super All-inklusive-Pakete und Traumstrände am blauen Meer. Aber die Fassade bröckelt. Die Terroranschläge der letzten Monate und Jahre haben Spuren hinterlassen. Vor allem Tunesien leidet. Im März 2015 haben Attentäter ein Museum in Tunis gestürmt. Nur rund drei Monate später tötet ein Fanatiker 39 Menschen am Strand des Riu-Hotels Imperial Marhaba in Sousse. Der Schock sitzt tief. Und das bis heute. Der Reiseveranstalter TUI zum Beispiel hat die Konsequenzen gezogen und  alle seine Riu-Hotels in Tunesien geschlossen.

Die Terroristen zerstören mehr als nur das Glück der Urlauber

Für die Mehrheit der Deutschen ist der Urlaub die schönste Zeit des Jahres. Er gehört zum Arbeitsleben wie Barbecue-Sauce zu Spare-Ribs. In erster Linie leiden natürlich die überlebenden Opfer und deren Angehörige. Aber auch die potentiellen Urlauber aus den Ländern der Opfer werden abgeschreckt. So gaben nach den Anschlägen in Sousse über 85 Prozent der Engländer an, dass sie sich nicht vorstellen können, jemals wieder nach Tunesien zu reisen.

Darüber hinaus werden die vom Terror betroffenen Regionen extrem destabilisiert. In vielen Regionen, gerade an der Mittelmeerküste, ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. Und diese versiegt nach einem Anschlag erstmal.

Zu guter Letzt setzen die Anschläge die meisten Anbieter von Pauschalreisen massiv unter Druck. Ganze Geschäftsmodelle geraten dabei ins Wanken. Von jetzt auf sofort, brechen die Buchungen für ein ganzes Land oder eine ganze Region weg.

Wohin mit den Erholungssuchenden?

Aber was für Alternativen bieten sich den Urlaubern, die die vom Terror unmittelbar betroffenen oder zumindest bedrohten Regionen meiden? Dazu gehört neben Tunesien und Ägypten aktuell vor allem die Türkei. Die Anschläge am 12. Januar in Istanbul haben die Reisebranche aufgeschreckt. Es ist ein massiver Buchungsrückgang zu verzeichnen. Erschwerend hinzu kommt der Bürgerkrieg in Syrien, der Urlauber abschreckt. Die Situation im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei, obwohl gar nicht an den typischen Urlaubsregionen gelegen, hält Reisende ab.

Aber welche Reiseziele bleiben? Es gibt natürlich unendlich viele Länder, die bereits werden wollen, aber den Deutschen zieht es nun mal am liebsten in den westlichen Mittelmeerraum. Aber auch hier gibt es mittlerweile Einschränkungen. Insbesondere Griechenland – sonst eines der Lieblingsurlaubsländer der Deutschen – wird nur sehr verhalten gebucht. Das ist im Wesentlichen der Flüchtlingskrise geschuldet. Wobei es sich nach Aussage von Experten um einen schleichenden Übergang von Finanz- zu Flüchtlingskrise handelt, der den Reisenden vorsichtig werden lässt.

Spanien erlebt einen nie dagewesenen Boom – und Bulgarien wird das neue Tunesien

Nicht nur die sowieso schon beliebten balearischen und kanarischen Inseln, allen voran Mallorca, verzeichnen enormen Zuwachs. Gerade in diesen unruhigen Zeiten besinnen sich Urlauber wieder zurück auf Altbewährtes. Während Spaniens Festlandküsten in den 70’er und 80’er Jahren boomten, konnten die Hotels in den vergangenen Jahren kaum noch jemanden hinter dem Ofen hervorholen. Das soll und wird sich ändern. Insider verzeichnen seit einigen Monaten wieder vermehrt Bautätigkeiten an der Costa Brava und den Nachbarregionen. Hotels werden renoviert und Strände „aufgehübscht“.

Noch immer aber ist ein Urlaub in Spanien im Vergleich zu Tunesien, Ägypten oder der Türkei sehr teuer. Gerade Familien können sich einen solchen Urlaub nicht leisten.

Das haben auch die Reiseveranstalter erkannt. Wenn es derzeit vielleicht noch niemand offen zugeben würde, Bulgarien soll das neue Tunesien werden. Vorbei sind die Zeiten, in denen Bulgarien überwiegend mit feierfreudigen Junggesellen an Gold- und Sonnenstrand assoziiert wurde. Seit Jahren wird das Land am Schwarzen Meer immer beliebter für Familien, die günstigen Pauschalurlaub suchen. Es hat sich eine Infrastruktur entwickelt, die sich der durchschnittliche deutsche Urlauber wünscht. Schöne Hotels nahe am Strand und lange Promenaden und Flaniermeilen. Sogar erste Palmen – eigentlich untypisch für die Region – wurden gesichtet.

Aber auch hier gilt, genau wie für Spanien, die Betten werden knapp. Möchte man also in den „Ausweichzielen“ wie Spanien oder Bulgarien Urlaub machen, sollte man sich mit der Buchung beeilen. Die Konkurrenz der Reisenden schläft nicht.

Wie helfen die Reiseveranstalter im Falle eines Terroranschlags?

Mittlerweile haben nahezu alle großen Reiseveranstalter ein Notfallmanagement eingerichtet. Im Falle eines Anschlages läuft diese Maschinerie auf Hochtouren. Kunden werden über das Handy oder die Gästebetreuer der Hotels schnellstmöglich über Ereignisse im Urlaubsland informiert. Die meisten der Reisenden wollen nach einem Terroranschlag im Reiseland nur noch nach Hause. Ganz egal, wo genau etwas passiert ist. Dafür haben die Veranstalter vorgesorgt. Binnen Stunden starten die ersten Flugzeuge Richtung Heimat. Und das für die Kunden meist kostenlos.

Ganze Teams von „Notfallmanagern“ versammeln sich in den Konzernzentralen und den verschiedenen Stützpunkten in den betroffenen Ländern. Haarklein werden einzelne Maßnahmen aufeinander abgestimmt. Für die Reiseveranstalter gehören solche Szenarien mittlerweile zur Grundausstattung des Tagesgeschäfts.

Fazit

Es ist nicht verkehrt, mit offenen Augen und wachsam durch die Gegend zu gehen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Terroranschläge zum traurigen Alltag gehören. Aber es wäre das falsche Signal, sich dem Terror anzupassen. Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes erklärt dazu: „Der Tourismus basiert auf Offenheit, Menschlichkeit und kultureller Neugier. Er beruht nicht auf Abschottung, Fremdenfeindlichkeit und Kulturkampf.“ Mit diesen Worten möchte ich den Beitrag beenden und ein persönliches Statement hinzufügen: „Auch ich bin nicht mehr so unbekümmert wie noch vor einigen Jahren, was meine Urlaubsplanung angeht. Aber ich werde den Terror nicht gewinnen lassen. Dafür schnorchle ich einfach viel zu gern im Roten Meer!“

Kommentare

Kommentare

Über Micha

Michael Noetzelmann ist gelernter Diplom-Verwaltungswirt, Projektleiter, Entrepreneur, Freigeist und Autor. Besonders wichtig sind ihm liberale Denkansätze und die breitgefächerten Themenbereiche Erfolg und Freiheit,

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlichterforderliche Felder sind markiert *

*


*

x

Lesen Sie auch

Apartments im Burj Khalifa

Ob die höchstgelegene Aussichtsplattform, das höchstgelegene Restaurant oder die höchstgelegene Wohnung. All das befindet sich ...